Wie kommuniziere ich AM BESTEN mit meinem TIERARZT?
12
«Ein mündiger Patientenbesitzer sollte sich im Idealfall bereits im Vorfeld mit dem Thema Krebs bei Hunden auseinandersetzen, denn immerhin beträgt das Risiko, dass der eigene Hund betroffen sein wird… irgendwann…. ca. 50 Prozent! Bei einigen Rassen liegt der Prozentsatz noch weit höher....
Wenn die Situation dann eintreten sollte, kann ein Hundebesitzer mit einem gewissen Grundwissen bewusster mitreden, dem Tierarzt oder Onkologen die richtigen Fragen stellen und selbstbestimmte Entscheidungen treffen.
Vorwissen hilft, ein konstruktives Gespräch mit dem Tierarzt zu führen - als gleichwertiges Mitglied des Betreuer-Teams. Solche Gespräche sind wichtig, damit Sie als Krankenbetreuer Ihres Hundes ganz natürlich und ohne Stress in allen Phasen der Krankheit einen Schritt nach dem anderen setzen können, ohne von der Situation überrollt zu werden. Dadurch gewinnt das ganze Pflegeteam nicht nur viel Zeit, die dem Patienten zugutekommt, sondern auch enorm viel Sicherheit und Ruhe.
Vorwissen und Kommunikation sind die Schlüssel!»
(Danke Kerstin Piribauer für die treffenden Worte, die das Ziel von www.aliceribbon.ch kurz und prägnant zusammenfassen.)
Ein Besuch beim Tierarzt wegen eines schweren gesundheitlichen Problems Ihres Hundes kann schwierig sein: Sie werden sich berechtigterweise Sorgen machen, was passieren könnte, wie die Diagnose lauten wird, wie die Krankheit die Lebensqualität Ihres Hundes beeinträchtigen wird und was auf Sie zukommt. Um Ihren Besuch so effizient und konstruktiv wie möglich zu gestalten, sollten Sie sich darauf vorbereiten, damit Sie die Zeit beim Tierarzt effektiv nutzen können und sich auf die zukünftigen Aufgaben als Krankenbetreuer Ihres Hundes vorbereiten können.
Je besser Sie als Krankenbetreuer über den gesamten Prozess - von der Diagnose über die Behandlung bis hin zur Pflege und Sterbebegleitung - inhaltlich informiert sind und dabei menschlich unterstützt werden, desto besser werden Sie mit eventuellen Belastungen und dem psychologischen Stress der Trauer umgehen können.
DETAILLIERTE KOMMUNIKATION ÜBER DIAGNOSE, BEHANDLUNG, THERAPIEN, MEDIKAMENTE, NEBENWIRKUNGEN, KRANKHEITSVERLAUF ETC. IST DER SCHLÜSSEL ZUR ERFOLGREICHEN betreuung und begleitung!
12.1
Eine konstruktive und erfolgreiche Kommunikation ist wichtiger Bestandteil einer qualitativ hochwertigen Diagnose-Besprechung, um zu einer Übereinkunft über die künftige medizinische Versorgung Ihres Hundes zu gelangen. Sie ist der Schlüssel zum Aufbau eines Vertrauensverhältnisses und einer konstruktiven Zusammenarbeit zwischen Ihnen und dem Tierarzt während der Kranken- und Sterbebetreuung. Hier kann jedoch vieles schiefgehen, wenn Sie als Krankenbetreuer nicht vorbereitet sind. Eine schlechte Kommunikation zwischen Ihnen und dem Tierarzt kann zu Missverständnissen, falschen Diagnosen, Konflikten und Frustration führen. Um Hundebesitzern zu helfen, einige Kommunikations-Probleme zu vermeiden, auf die wir nach der Krebsdiagnose von Alice stießen (zum Teil selbstverschuldet, siehe Kapitel 12.3.), möchte ich Ihnen in diesem Kapitel einige einfache Richtlinien vorstellen, die bei der Kommunikation mit Ihrem Tierarzt betreffend Diagnose, Behandlung und Sterbebegleitung hilfreich sein können. Schließlich ist es uns als Hundebesitzer ein vorrangiges Anliegen, dass alles Menschenmögliche getan wird - zum Besten unseres Hundes! Ich bin mir jedoch sicher -oder hoffe es inständigst - dass die unglücklichen Erfahrungen in Sachen Kommunikation, die wir im Krankheitsfall Alice gemacht haben, keineswegs typisch und wahrscheinlich eher die Ausnahme als die Regel. Auch wenn hoffentlich in den meisten Fällen die Kommunikation zwischen Hundebesitzer und Tierärzten gut funktioniert, wollen wir aber kein Risiko nicht eingehen, und sind wir gut beraten, vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen:
VORBEUGUNG IST BESSER ALS HEILUNG!
12.1.2
Eine grundlegende Regel der Kommunikationskunst besteht darin, offene Fragen zu stellen, anstatt zumeist unfachmännische Annahmen bereits im Vorfeld zu formulieren. Offene Fragen ermöglichen ein breites Spektrum an Antworten. Man erfährt die Meinungen des Gesprächspartners - Ihres Tierarztes. Im Regelfall fördern offene Fragen die Beziehung zwischen den Gesprächspartnern.
Bei geschlossenen Fragen hingegen sind die Antwortmöglichkeiten vorgegeben (z.B. ja/nein/weiß nicht) bzw. vordefiniert, entweder durch die Frage selbst oder durch die explizite Nennung der zur Auswahl stehenden Antworten. Mit geschlossenen-Fragen brechen Sie das Gespräch schnell ab und belasten die Antwort mir Ihrer Beurteilung oder Hypothese. So manipulieren Sie quasi die Antwort. Sie brauchen aber mehr als nur Ein-Wort-Antworten von Ihrem Tierarzt. Sie wollen ausführliche Diagnosen und Erklärungen. Sie müssen also offene Fragen stellen. Diese werden auch W-Fragen genannt: Warum, wann, wo, wie, was, wieviel, welche Art ...?
Zum Veranschaulichen zwei fiktive Situationen:
- Sie gehen mit Ihrem Kind in die Stadt und wollen ihm eine Freude bereiten. Sie fragen: «Willst du ein Eis?» Das Kind wird sofort antworten: «Ja, gerne», auch wenn es vielleicht lieber ein Stück Kuchen essen würde. Hätten Sie Ihr Kind gefragt: «Was möchtest du gerne essen?», hätte Ihr Kind nachgedacht und sich für ein Stück Kuchen entschieden. Sie haben dem Kind die Entscheidung abgenommen.
- Sie gehen mit einem gesundheitlichen Problem zu Ihrem Hausarzt. Sie erklären ihm, dass Sie seit einigen Tage unter starken Bauchschmerzen leiden. Sie fragen ihn. «Hängt dies womöglich damit zusammen, dass ich letztens zu viel Schokolade gegessen habe?» Der Arzt wird diese Informationen bestätigen und Ihnen ein Medikament gegen Verdauungsstörungen verschreiben. Es ist unwahrscheinlich, dass er Sie durch eine Reihe von Diagnosetests führen wird, um herauszufinden, warum Sie Bauchschmerzen haben - weil Sie ihm eine fix-fertige Diagnose bereits präsentiert haben – die Ihre!
In diesen zwei fiktiven Fällen haben Sie Ihren Gesprächspartnern nie die Chance gegeben, nachzudenken oder eine reflektierte Entscheidung zu treffen. Sie präsentierten von Anfang an gebrauchsfertige Annahmen und Erklärungen, die Ihr Gesprächspartner nicht anders kann als akzeptieren. Diese Frageform kann nützlich sein in gewissen Situationen, im Marketing oder im Verkauf. Aber wenn Sie das ganze Wissen und alle Erfahrungen Ihres Gesprächspartners aktivieren wollen, sind geschlossene Fragen kein guter Kommunikationsansatz!
Wenn Sie also zu Ihrem Tierarzt gehen, damit er aus beobachteten Symptomen auf eine mögliche Diagnose schließen kann, ist es unerlässlich, dass Sie den Zustand Ihres Hundes möglichst genau beschreiben und Ihrem Tierarzt offene Fragen zur Diagnose stellen. Formulieren Sie nicht schon im Vorfeld Ihre persönlichen Erklärungen und unfachmännischen Diagnosen. Dies könnte den Tierarzt davon abhalten, über andere mögliche und plausible Ursachen nachzudenken.
Lassen Sie Ihren Tierarzt seine Arbeit machen! Es ist seine Aufgabe als Spezialist, für die von Ihnen beschriebenen Symptome und Anomalien mögliche Ursachen zu finden und eine entsprechende Verdachtsdiagnose zu formulieren. Diesen Verdacht muss er dann durch Tests und Analysen bestätigen lassen, um anschließend eine passende Behandlung einzuleiten.
Es ist nicht Ihr Job!
Vergessen wir außerdem nicht, dass Tierärzte oft einen strikten Zeitplan einhalten müssen und darauf bedacht sind, Ihre Patienten nicht unnötig lang im Wartezimmer sitzen zu lassen. In der Hitze des Gefechts und im Zeitdruck könnten einige Tierärzte versucht sein, auf Ihren Diagnosen-Vorschlag zu hören und ihn zu akzeptieren. Dies kann gefährlich sein.
12.2
12.2.1
Hier sind einige Punkte, die nützlich sein können, um die Zusammenarbeit mit Ihrem Tierarzt erfolgreich zu gestalten:
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1. Machen Sie Notizen über den Zustand Ihres Hundes, beobachtete Symptome und Anomalien:
Wenn Sie etwas Ungewöhnliches beobachten, kann es für Sie und Ihren Tierarzt sehr hilfreich sein, das Beobachtete zu notieren: Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Lustlosigkeit, starkes Hecheln, Erbrechen, Zeitpunkt des Symptoms, Dauer des Symptoms…. Ein solches Protokoll wird Ihnen beim Gespräch mit dem Tierarzt helfen. Oft vergisst man, was man zu berichten hatte, wenn man in der Klinik angekommen ist. Es hilft auch Ihrem Tierarzt, sich ein besseres Bild vom Zustand Ihres Hundes zu machen. -
2. Es gibt keine dummen Fragen!
Es gibt keine dummen, peinlichen, störenden Fragen. Die geringste Veränderung im Zustand Ihres Haustiers kann ein Symptom für ein größeres Problem sein. Zögern Sie nicht, Ihren Tierarzt danach zu fragen und auf weitere medizinische Untersuchungen und / oder eventuell eine Zweitmeinung zu bestehen, ggf. mit anderen Nachweismethoden.Sie sind Verantwortlicher, Beschützer und Fürsprecher Ihres Hundes, und Sie kennen ihn am besten. Sie wollen das aller Beste für Ihren Hund. Deshalb: Lassen Sie sich nicht durch beeindruckenden medizinischen Jargon und schnelle Erklärungen zufriedenstellen. Lassen Sie sich nicht von der «Autorität im weißen Kittel» beeindrucken. Fragen Sie – tausend Mal falls nötig!
Kontrollieren Sie, dass Sie die erhaltenen Auskünfte und Informationen richtig verstanden haben, indem Sie das Gesagte in eigenen Worten zusammenfassen. «Habe ich dies so richtig verstanden?»
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3. Verlieren Sie keine Zeit! Fragen Sie Ihren Tierarzt bei jeder vermeintlichen «Kleinigkeit»!
Warten Sie nicht zu lange, den Tierarzt um Rat zu fragen, wenn Sie ein Problem oder etwas Ungewöhnliches an Ihrem Hund beobachten. Einige Probleme können sich innerhalb von 24 Stunden zu ernsthaften Notfällen entwickeln. Bei vielen Symptomen (wie Alice's weißer Zunge und Schleimhaut) können schnelles Handeln und eine sofortige Behandlung das Leben Ihres Haustieres retten.Wenn Ihr Tierarzt am Wochenende geschlossen hat, oder er keinen Termin mehr für Sie freimachen kann, wenden Sie sich sofort an einen anderen Tierarzt oder eine andere Klinik. Jetzt ist der Moment, sich nicht abwimmeln zu lassen und auf Ihre Bedürfnisse zu bestehen.
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4. Bereiten Sie Fragen für die Konsultation beim Tierarzt vor!
Es kann helfen, eine Liste von Fragen aufzustellen, damit Sie alle benötigten Informationen erhalten und nichts vergessen, wenn Sie mit dem Tierarzt sprechen. Es könnten Fragen zu Behandlungen, Ernährungsempfehlungen, zur zukünftigen Krankheitsentwicklung, Tipps zur häuslichen Pflege, verschreibungspflichtigen Medikamenten usw. sein. -
5. Stellen Sie Fragen zur Untersuchung!
Dies ist nicht der Zeitpunkt, um eingehende Nachrichten in Ihrem Smartphone zu überprüfen! Beobachten Sie genau, was der Tierarzt während der Untersuchungen macht, und hören Sie aufmerksam zu, wenn er Ihnen etwas Wichtiges über den Zustand Ihres Tieres erklärt. Wenn Sie etwas wissen wollen oder etwas nicht verstanden haben, fragen Sie ihn – mehrmals, wenn nötig. Wenn Ihr Tierarzt einen unverständlichen Fach-Jargon gebraucht, bitten Sie ihn, das Ganze nochmals vereinfacht zu erklären und/oder schwierige medizinische Begriffe aufzuschreiben, damit Sie zuhause nachlesen können. -
6. Erfragen Sie detaillierte Informationen über weitere Untersuchungsmöglichkeiten.
Sie als Betreuer Ihres Hundes möchten sicher sein, dass alle Optionen ausgeschöpft wurden, um die richtige Diagnose zu finden. Lassen Sie Ihren Tierarzt alles so oft wie nötig erklären, um Verwirrung zu vermeiden. Sie als Kranken-Betreuer wollen im Detail informiert und auf alles vorbereitet sein.Fragen Sie Ihren Tierarzt nach den Untersuchungsergebnissen und lassen Sie ihn (in verständlicher Sprache) erklären, was die Ursachen für die Symptome sein könnten. Bitten Sie ihn, seine Empfehlungen für das weitere Vorgehen abzugeben. Wenn weitere diagnostische Tests empfohlen werden, fragen Sie Ihren Tierarzt nach der Vorgangsweise, eventuellen Nebenwirkungen, Reaktionen und Kosten.
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7. Stellen Sie Fragen über Behandlungs- und Therapieoptionen
Fragen Sie Ihren Tierarzt nach dem Behandlungs- und Therapieverfahren, möglichen Nebenwirkungen, Häufigkeit der Therapiesitzungen, nach Medikamenten gegen Nebenwirkungen, Kosten etc.Bestehen Sie darauf, dass Ihr Tierarzt mit Ihnen in einer Sprache kommuniziert, die Sie verstehen: ohne oder mit wenig medizinischem Jargon oder Abkürzungen. Der Tierarzt sollte alles unternehmen, um sicherzustellen, dass Sie ihn verstehen, oder ob Sie noch Fragen haben, bevor Sie den Raum verlassen.
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8. Fragen Sie nach einer Zweitmeinung.
Wenn Sie einen spezialisierten Tierarzt oder eine Spezialklinik konsultieren möchten, um gewisse Diagnose-Untersuchungen und Behandlungen durchführen zu lassen, bitten Sie Ihren Haustierarzt um eine Überweisung. -
9. Sprechen Sie über Ihre emotionalen, zeitlichen und finanziellen Grenzen.
Fragen Sie Ihren Tierarzt über das Ausmaß der Pflege, das Sie für Ihren Hund erwartet. Sprechen Sie ehrlich mit ihm über Ihre emotionalen, zeitlichen und finanziellen Grenzen bei einer Betreuung zu Hause. -
10. Zögern Sie nicht, Ihren Tierarzt anzurufen, wenn Sie weitere Fragen haben.
Manchmal werden Sie sich im Untersuchungszimmer nicht an alles erinnern, was Ihnen der Tierarzt gesagt hat, oder nach Ihrem Besuch werden Ihnen weitere Fragen einfallen. Zögern Sie nicht, anzurufen und mit dem Tierarzt zu sprechen, um die nötigen Informationen zu erhalten. Es ist sein Job, Sie zahlen ihm ein Honorar dafür! -
11. Verlangen Sie schriftliche Info-Blätter
Fragen Sie nach Referenzmaterial und schriftlichen Befunden mit Informationen über die gestellte Diagnose, Behandlungen, Medikamente und Therapien, die Sie zu Hause lesen können, in einem ruhigen und entspannten Moment. -
12. Fragen Sie nach den zu erwartenden Kosten
Die Pflege eines Haustieres kann sehr teuer sein, besonders wenn Ihr Hund eine zusätzliche medizinische Therapie benötigt. Wenn der Tierarzt eine Therapie vorschlägt, scheuen Sie sich nicht, nach den Kosten und nach möglichen weiteren Optionen zu fragen. Fragen Sie, ob eine Tierversicherung die Kosten übernimmt, ob es preiswertere Verfahren gibt oder ob die Möglichkeit besteht, große Rechnungen in Raten zu bezahlen. Seien Sie ehrlich hinsichtlich Ihrer finanziellen Grenzen! Es gibt immer irgendeine Lösung! -
13. Fragen Sie nach dem möglichen Ablauf des letzten Lebensabschnitts Ihres Hundes
Noch bevor Ihr Hund sein letztes Lebensstadium antritt, sollten Sie sich Gedanken machen, ob Sie sich für eine Sterbebegleitung und Sterbehilfe in der Geborgenheit Ihres Zuhauses entscheiden wollen. Falls ja, dann bitten Sie Ihren Tierarzt, alles genaustens zu erklären, bevor der Moment eintrifft: Wie sehen die zu erwarteten Krankheits-Stadien aus? Was genau beinhaltet eine Hospizversorgung? Wie wird sich die Gesundheit Ihres Hundes entwickeln, verschlechtern? Welche Schmerztherapie muss durchgeführt werden? Wie können Sie Ihrem Hund bei alltäglichen Verrichtungen (Essen, Versäubern usw.) helfen? Wie können Sie ihm dabei helfen, die letzten Tage so friedlich und würdevoll wie möglich zu verleben? Wie weiß ich, wann mein Hund bereit ist zu gehen? Wann ist Sterbehilfe notwendig? Usw.Je realistischer und praxisorientierter Ihre Fragen sind, desto besser können Sie sich vorbereiten und Ihrem Hund - und sich - helfen, die letzten Momente in Frieden und Würde zu verbringen. Dies wird Ihnen - Ihnen beiden - den Abschied erleichtern. (siehe Kapitel 9)
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14. Fragen Sie nach einem speziellen Diätplan, zugeschnitten auf den Zustand Ihres Hundes.
Für schwerkranke Hunde muss die Diät angepasst werden. Ihr Hund braucht jetzt eine energiereiche, aber leicht verdauliche Vollwertkost (siehe Kapitel 10). -
15. Fragen Sie nach praktischen Ratschlägen zur Organisation der Sterbebegleitung
Sollte Ihr Hund beispielsweise inkontinent werden und Hilfe beim Versäubern benötigen, könnte Ihr Tierarzt Ihnen praktische Hilfen vorschlagen, wie z.B. eine Schlinge oder ein großes Handtuch unter den Körper Ihres Hundes zu wickeln und ihm so zu helfen, an eine Versäuberungsstelle zu laufen und aufrecht zu stehen.Fragen Sie Ihren Tierarzt, was Sie tun können, wenn Ihr Hund nicht mehr laufen kann, starke Schmerzen hat, sein Futter erbricht oder wenn Ihr Haustier am Wochenende in Ihrem Haus verstirbt, usw.
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16. Fragen nach Schmerz-, Atem- und Angstlinderung während des begleiteten natürlichen Sterbeprozesses
Bitten Sie Ihren Tierarzt, Ihnen die nötigen Medikamente in Form von Spritzen oder Pflaster mit nach Hause zu geben.
Einige Tierärzte können zurückhaltend sein, Ihnen solche Medikamente mit nach Hause zu geben und Sie müssen eventuell Erklärungen unterschreiben.
12.3
Können Sie die Kommunikations-Pleiten und -Pannen entdecken?
Fallstudie Nr. 1
Alice war noch nicht 5 Jahre alt. Wir trainierten viel für Wettkämpfe. Plötzlich fing sie an zu humpeln. Ich schonte sie eine Zeit und gab ihr Arnica, in der Hoffnung auf baldige Besserung. Aber der Zustand verbesserte sich nicht. Ich machte mir große Sorgen. Also gingen wir zum Tierarzt. Ich beschrieb dem Tierarzt die Symptome und fragte, ob die Symptome auf eine mögliche Hüft-Dysplasie hinweisen könnten, an der auch ihre Mutter bereits erkrankt war. Der Tierarzt machte seine Untersuchung, tastete Ihren Rücken, die Hüfte und Beine ab und bestätigte meine Vermutung: Alice habe eine Dysplasie und müsse möglichst bald operiert werden. Ich war zutiefst bestürzt und besorgt um meinen Schatz und akzeptierte sofort: Ihr Wohlbefinden war meine erste Sorge, obwohl ihre sportliche Karriere nach einer Operation zu Ende sein würde. Ein Datum für die Operation wurde am selben Tag festgelegt.
Nur Dank meines Mannes musste sich Alice der Operation nicht unterziehen: Er bestand darauf, eine Zweitmeinung von einem Spezialisten mit einer Röntgen-Untersuchung einzuholen durchzuführen. Dies wurde von einem Sport-Tierarzt durchgeführt, und es wurde …. nichts gefunden! Alice hatte nur eine Verstauchung! Sie bekam Antibiotika und Arnika. Nach ein paar Tagen war sie wieder selbst ...
Fallstudie Nr. 2
Winter 2017: Wir stellten fest, dass sie große dunkle (dunkelbraune, rötliche) Flecken unter der Haut im Bereich ihres Bauches entwickelt hatte. Wir gingen zu zwei verschiedenen Tierärzten und fragten, ob sie bestätigen würden, was wir im Internet gelesen hatten, dass die dunklen Flecken nichts anderes als altersbedinge Pigmentveränderungen wären. Beide Tierärzte bestätigten die Annahme und versicherten uns, dass es nichts zu befürchten gab. Es wäre ein rein kosmetisches Problem. Wir waren beruhigt.
Aber im Nachhinein hat es uns doch etwas verwirrt und stutzig gemacht, dass nach der Notoperation sechs Monate später, als Alices geplatzte Milz nach der Krebsdiagnose entfernt werden musste und ein Liter Blut aus ihrem Bauchbereich und dem völlig blutdurchtränkten Gewebe abgesaugt wurde, diese „Pigmentveränderungen“ auf wundersame Weise von einem Tag auf den anderen vollständig verschwunden waren. Waren diese «Pigmentveränderungen» das erste Symptom einer massiven inneren Blutung, die bis in die Bauchhöhle und in die Haut eingedrungen war?
Fallstudie Nr.3
Frühling 2017: Wir stellten fest, dass Alice plötzlich an Gewicht zugenommen hatte und einen sehr geschwollenen Bauch hatte. Wir gingen wieder zum Tierarzt und zeigten ihm die Symptome und erklärten, dass wir vermuteten, dass diese Gewichtszunahme und der dadurch dick gewordene Bauch auf die Tatsache zurückzuführen seien, dass wir vor ein paar Monaten die täglichen Wettkampftrainings abgebrochen hatten, ohne jedoch Alices Ernährungsplan anzupassen. Sie hätte sicherlich deswegen an Gewicht zugenommen. Der Tierarzt tastete den Bauch ab und bestätigte unseren Verdacht. Wir waren beruhigt.
Nach Alices Krebsdiagnose (Hämangiosarkom) nur einige Monate später fragten wir uns jedoch, ob der geschwollene Bauch nicht das zweite Symptom ihrer inneren Blutung, ihrer geplatzten Milz war?
Fallstudie Nr. 4
Frühsommer 2017: Wir bemerkten, dass Alice Blut im After hatte. Wir gingen – wieder – zu unserem Tierarzt und zeigten ihm unseren Befund und fragten, ob vielleicht der Analbeutel infiziert war und geleert werden musste - ein typischer klinischer Befund bei Hündinnen. Der Tierarzt hat den Analbeutel untersucht, ihn geleert - und bestätigte unseren Verdacht. Wir waren beruhigt.
Ein paar Wochen danach - nach Alices Krebsdiagnose – wurde uns bitter bewusst, dass das Blut aus dem After das Anzeichen für eine massive innere Blutung aufgrund der geplatzten Milz war. Ein eindeutiges Symptom für das Hämangiosarkom.
Fallstudie Nr. 5
Anfang August 2017 bemerkte ich, dass Alices Zunge weiß war. Ich rief den Tierarzt an. Es war viel Betrieb in der Praxis, und die Sekretärin war am Telefon. Ich beschrieb ihr das Phänomen, fragte, ob es nicht besser wäre, den Befund dem Tierarzt zu zeigen. Aber vielleicht läge es ja einfach nur an der körperlichen Belastung durch das sehr heiße Wetter. Sie bestätigte meinen Verdacht und riet mir, Alice einfach in einer kalten Ecke des Gartens ruhig liegen zu lassen. Ich war beruhigt.
Die weiße Zunge – das weiß ich jetzt - war schon ein Alarmsignal!! Massive innere Blutung aufgrund einer geplatzten Milz. Sie war dabei, innerlich zu verbluten! Sie hätte schon in dieser Nacht sterben können!
Fallstudie Nr.6
Timing- und Ort-Panne
10 Tage nach der Chemotherapie verlor Alice massiv Blut aus der Blase - obwohl sie immer noch scheinbar fit war, mit gutem Appetit aß und keinerlei Anzeichen von Schmerzen zeigte. Wir wussten jedoch, dass dies das Ende war: Soviel Blut zu verlieren, kann kein Lebewesen überleben. Wir brachten aber trotzdem eine Urinprobe (ich müsste eher Blutprobe sagen) zum Tierarzt. Es war ein sehr belebter Tag in der Praxis, das Wartezimmer war voll. Nachdem wir die Blutprobe am Empfang abgegeben hatten, empfing uns der Tierarzt im Wartezimmer und bat uns, sofort mit Alice in die Klinik zu fahren. Mit erster Miene - im voll besetzten Warteraum, vor der Rezeption - sagte mir der Tierarzt, dass ich jetzt eine Euthanasie in Erwägung ziehen müßte. Alice stand neben uns, noch sehr lebendig und mit wedelndem Schwanz.
Das war ein Schock! Für mich - und für die im Wartezimmer anwesenden Patienten.
Fallstudie Nr. 7
Nach dem Tod von Alice fragte ich unseren Tierarzt, ob es ratsam wäre, zukünftig meine anderen Hunde regelmäßig per Ultraschall untersuchen zu lassen, um das gleiche medizinische Problem zu verhindern (oder das Risiko zu verringern) Wir hatten Bedenken, da beide anderen Hündinnen enge Familienangehörige (Halbschwester und Nichte) von Alice sind und denselben genetischen Hintergrund haben könnten. Das ist eine ernste Frage! Der Tierarzt sagte mir, dass ich das natürlich tun könne, aber das habe seiner Meinung nach wenig Sinn, denn selbst, wenn ein regelmäßiges Screening durchgeführt würde, könnten sich in anderen Teilen des Körpers andere Krebstypen entwickeln. Er nannte mir als Beispiel das Prostata-Screening bei Männern, wo zwar bei einer Screening-Voruntersuchung kein Prostata-Krebs festgestellt wurde, sich aber trotzdem anderswo ein anderer Krebs hat entwickeln konnte…. Es gäbe eine falsche Sicherheit ….